Vortrag 3 "Mit Forschendem Lernen Potentiale im naturwissenschaftlichen Regelunterricht finden und fördern"

Vortragende:

Prof. Dr. Kerstin Höner (Universität Braunschweig, TP 10)
Prof. Dr. Julia Schwanewedel (Universität Hamburg, TP 3, 12)

Co-Autorinnen:

Dr. Luzie Semmler (Universität Braunschweig)
Kristiena Matis (Universität Braunschweig, TP 10)
Dr. Anke Renger (Universität Hamburg, TP 3, 12)

Abstract:

Mit Forschendem Lernen Potentiale im naturwissenschaftlichen Regelunterricht finden und fördern

Inwieweit lassen sich naturwissenschaftlich (potenziell) leistungsfähige Schüler*innen im Regelunterricht durch den Einsatz unterschiedlicher Formate des Forschendes Lernens identifizieren und fördern? Dies ist eine der Fragestellungen, denen in den LemaS-Projekten MINT-Chemie und MINT-Bio nachgegangen wird. In Kooperation mit Lehrkräften verschiedener Schulformen aus unterschiedlichen Bundesländern werden deshalb differenzierte Diagnose-/Fördermaterialien unterschiedlicher Formate des Forschenden Lernens entwickelt und formativ evaluiert.

Forschendes Lernen ist eine Lehr-/Lernmethode, die sich am Vorgehen des naturwissenschaftlichen Erkenntnisprozesses orientiert (Bruckermann et al., 2017). Forschendes Lernen läuft „in einem autonomen und zugleich strukturierten Prozess ab, welcher von einer sinnlich erfahrbaren Entdeckung über eine systematische Exploration bis hin zu einer für wissenschaftliches Arbeiten charakteristischen Vorgehensweise reichen kann“ (Reitinger, 2013, 45).
Eine Möglichkeit der Umsetzung im Regelunterricht sind geöffnete Experimentieraufgaben, welche durch differenzierende Gestaltung (potenziell) Leistungsstarke fördern und gleichzeitig weniger

Leistungsstarke beim Problemlöseprozess unterstützen. Diese Vorgehensweise eröffnet den Schüler*innen die Möglichkeit, den gleichen Fachinhalt zu erlernen, dabei aber durch unterschiedliche Öffnungsgrade individuelle Lernwege einzuschlagen und eine differenzierte Förderung zu erhalten. Dabei werden die Besonderheiten des Faches Chemie, aber auch prozessbezogene fachübergreifende Aspekte aller Naturwissenschaften berücksichtigt.
Zum anderen wird die Arbeit mit Lernwerkstatt-Miniaturboxen vorgestellt, die Lernprozesse im Sinne des Forschenden Lernens initiiert, jedoch so wenig wie möglich Anweisungen beinhaltet. Dies erfordert von den Lehrenden ein anderes Rollenverständnis als es oftmals im Kontext Schule vorherrscht. Lernen wird als ergebnisoffener und dynamischer Prozess angesehen, bei dem der Lernende selbst im Fokus steht. Schüler*innen können sich je nach Lernvoraussetzungen und Interesse mit Hilfe von didaktisch konzipiertem Material unterschiedliche Zugänge schaffen und individualisiert Kompetenzen aufbauen/erweitern.

Beide Formate des Forschenden Lernens bieten Zeit und Raum zur Diagnostik naturwissenschaftlicher Begabung.

Im Rahmen des Vortrags werden konkrete Beispiele für den Biologie- und Chemieunterricht vorgestellt und diskutiert, um die Potentiale der Formate und Gelingensbedingungen für die Förderung (potenziell) leistungsstarker Schüler*innen zu illustrieren.