Vortrag 5 "Lehrer:innen als Forscher:innen. Professionelle Haltung, Forschungskompetenzen und Rollenwechsel"

Vortragende:

Prof. Dr. Wolfgang Hallet (Universität Gießen, TP 18)

Vanessa Friedberger (Universität Paderborn, TP 1)

Abstract:

Lehrer:innen als Forscher:innen. Professionelle Haltung, Forschungskompetenzen und Rollenwechsel

So gut wie alle Teilprojekte des Forschungsverbundes „Leistung macht Schule“ (LemaS) definieren sich als Praxisforschung und entwickeln ihre Forschung in der gemeinsamen Arbeit mit schulischen Akteur/innen (vor allem Lehrer/innen und Mitgliedern der Schulleitung). Dieses Vorgehen wirft zahlreiche Fragen auf, denn herkömmlicherweise definiert sich empirische Bildungsforschung entlang theoretisch-konzeptueller und methodischer Designs, die an ein Praxisfeld herangetragen werden und seiner Erforschung dienen sollen. In LemaS hingegen ist entscheidend, dass diese der Entwicklung neuer Konzepte, Verfahren und Instrumente der Begabungserkennung, -diagnose und -förderung dienen, die von Forscher/innen und schulischen Akteur/innen gemeinsam entwickelt, erprobt und optimiert werden.

In einem solchen Ansatz werden Lehrer/innen und andere schulische Akteur/innen selbst zu aktiv Forschenden und die Forschenden sind zugleich auch Praktiker/innen in der Gestaltung von Schule und Unterricht. In Teilprojekt 18 schlägt sich dieser Ansatz in der gemeinsamen Entwicklung, Erprobung und Erforschung komplexer Aufgaben nieder, deren Bearbeitung und Ertrag von allen Beteiligten systematisch evaluiert und mittels ethnographischer Verfahren erforscht werden, um Aufschlüsse über die begabungsorientierte und -förderliche Wirksamkeit komplexer Aufgaben zu gewinnen.

Im Teilprojekt 1 wird unter Rückgriff auf die Kasuistik ein Zugang zur inklusiven und begabungsfördernden Leitbildarbeit gewählt, welcher an der professionellen pädagogischen Handlungsfähigkeit und Haltung der Akteure über (selbst-)reflexive Prozesse ansetzt. Die theoriegeleitete Reflexion wie auch die Wertschätzung des Wissens der Akteure entspricht dabei einem ‚doppelten Habitus‘ (Helsper), also einem wissenschaftlich-Reflexiven wie einem Praktischen.

Der geplante Vortrag möchte Synergien und Schnittmengen aus der ethnografisch gerahmten Forschung der LemaS-Teilprojekte 1 und 18 vorstellen. Dabei erweist sich die Adressierung der schulischen Akteure (Lehrkräfte/Beteiligte in den Steuergruppen) als ihrerseits Forschende wie auch experimentierend Lernende als wichtiger Faktor im Hinblick auf die Entwicklung einer diversitätssensiblen und begabungsfördernden Unterrichtsgestaltung bzw. Schulkultur. Damit eng verknüpft ist die Arbeit an der professionellen pädagogischen Haltung der Beteiligten.

Diese ermöglicht einen Rollenwechsel, fungiert als Motor begabungsfördernder Entwicklungen im Kontext von Schulkultur und definiert die Praxisforschung neu als Zusammenspiel praxisentwickelnder Forschung und forschender Praxis. Im Rahmen des geplanten Vortrages soll dieser veränderte Blick anhand von empirischen Beobachtungen und Materialien (Interviewausschnitte, ethnografische Beobachtungen) veranschaulicht und als (notwendige) Professionalisierung des Lehrer/innenberufs entworfen werden.